Was bedeutet Plastizität des Gehirns?

Früher ist die Gehirnforschung davon ausgegangen, dass das Gehirn eines Erwachsenen statisch „verdrahtet“ ist. Durch seine Forschungsarbeit schuf der Psychologe Donald Olding Hebb, wichtige Grundlagen für die Entdeckung der Anpassungsfähigkeit des Gehirns und von Nervenzellen.

Aus der Gehirnforschung

Mittlerweile wurde bewiesen, dass sich einzelne Synapsen, Nervenzellen und ganze Gehirnareale in Abhängigkeit zu ihrer Nutzung verändern. Im Fachjargon sprechen wir von der sogenannte „Plastizität des Gehirns“ oder auch „Neuroplastizität". Sie ist ein natürlicher Prozess, der es dem Organismus ermöglicht, auf Veränderungen in seiner Umgebung zu reagieren und sich dementsprechend anzupassen. Plastizität des Gehirns ist damit die Grundlage aller Lernprozesse.

Anpassung des Gehirns bei einer Verletzung

Forscher der Universität Zürich haben die Veränderungen im Gehirn bei Menschen mit Brüchen untersucht. Dabei stellten sie fest, dass bei Personen, die nach einem Oberarmbruch z.B. nur noch die linke Hand benutzten, bereits nach 16 Tagen markante anatomische Veränderungen im Gehirn auftraten. Hierbei haben sich vor allem die linksseitigen Hirnareale in ihrem Umfang reduziert und sich im Gegenzug die rechtsseitigen Areale, die die Verletzung kompensieren, vergrößert.

Auch die bloße Vorstellung kann Hirnareale vergrößern

Lehrer ziehen oftmals den Vergleich, dass das Gehirn, wie ein Muskel trainiert werden kann. Den Beweis dieser Aussage hat der Hirnforscher Pascual-Leone angetreten. Dafür ließ er Freiwillige ein Klavierstück üben, um danach die motorischen Regionen im Hirn der Probanden zu testen. Hierbei hat er festgestellt, dass sich der Bereich, der für die Steuerung der Fingerbewegungen verantwortlich ist, vergrößert hat. In einem zweiten Experiment hat er Versuchspersonen gebeten das Klavierstück nur in der Vorstellung zu spielen. Erstaunlicherweise haben sich hier genau die gleichen Hirnareale verändert, wie bei denen Probanden, die das Stück tatsächlich geübt haben.

Die Vorstellungskraft kann vieles bewirken

Auch bei manchen psychotherapeutischen Methoden, Zielfokussierung-, Coachingsitzungen oder der Hypnose nutzen wir unsere Vorstellungskraft, um Gewünschtes in uns zu kreieren.

Aber nicht nur die Psychotherapie nutzt die Vorstellungskraft als Motor für Veränderung. Menschen, die sich regelmäßig in Meditation üben, sind in der Lage ihre Gedanken zu zentrieren und negative Gedanken zu überwinden, die ansonsten einen psychischen Leidenszustand hervorrufen würden. Über eine gewisse Gedankenkontrolle können wir also mit Hilfe unserer Neuroplastizität eine physiologische Veränderung der Schaltkreise im Gehirn bewirken.

Fazit

Wir können unser Denken und unser Handeln mental und physisch deutlich verändern und hierfür unsere Vorstellungskraft einsetzten. Durch solch eine aktive Übernahme der Verantwortung für uns und unser Leben, entscheiden wir heute, wer wir morgen sein möchten!

Tipp zum Erhalt Ihrer Neuroplastizität

 

Um Ihre Neuroplastizität zu erhalten sollten Sie sich täglich, mindestens 30 Minuten, einer Herausforderung stellen, die nicht zu leicht und nicht zu schwierig ist. Hierzu können Sie sich zum Beispiel mit neuer Technik auseinandersetzen, eine Sprache lernen, Sudoku oder Kreuzworträtsel machen uvm.

 

© 2013 text by Cordula Mezias. Das Copyright und die kommerzielle Nutzung des hier veröffentlichten Textes verbleiben bei der Autorin, Bild frei verfügbar im www