Der Prozess der Veränderung

Sie kennen doch den Spruch „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“? In Bezug auf Veränderungen heisst das, sich selber erst einmal klar zu werden, was man ändern möchte. Also, halten Sie einen Moment inne und überlegen Sie sich, in welchem Bereich Ihres Lebens Sie sich nach einem Wandel sehnen. Machen Sie sich klar um welches Thema es dabei genau geht.

Mögliche Opponenten bei unserer Veränderung

Wenn wir etwas verändern möchten, steht diesem Wunsch meistens etwas entgegen. Ein wichtiger Opponent ist häufig, dass wir einen Vorteil davon haben wie etwas (im Moment) ist. Anders ausgedrückt: wie profitieren unbewusst von dem momentanen Zustand, auch wenn wir ihn eigentlich ändern möchten. Um dieses Prinzip zu verdeutlichen, hier einige Beispiele:

Raucher haben ein akzeptiertes Alibi für eine Pause.

Ist ein Mensch krank, kann er objektive und subjektive Vorteile aus seiner Krankheit ziehen, was man in der Psychologie Krankheitsgewinn nennt. Z. B. kann er durch die Krankheit schmerzlich empfundenen Situationen oder Konflikten aus dem Weg gehen, muss keine Entscheidung treffen und muss seinen Alltagspflichten nicht nachgehen. Oder der kranke Mensch erlebt äußere Vorteile aufgrund der bestehenden Symptome, wie z.B. die erhöhte Aufmerksamkeit und Beachtung durch seine Umwelt, die Möglichkeit, im Bett bleiben zu können und dort die Nahrung serviert zu bekommen.

Die Selbstreflektion

  1. Machen Sie sich für das Thema, das Sie gerne verändern möchten, klar, welchen Vorteil der momentane Zustand für Sie hat.
  2. Als nächsten Schritt überlegen Sie sich, welche anderen Möglichkeiten Sie haben, um denselben Nutzen/Vorteil zu bekommen?
  3. Und welche Lieblingsüberzeugung müssen Sie loslassen, die Sie in dem bisherigen Zustand hält?
  4. Wichtig: Akzeptieren Sie dabei, wie Sie bis jetzt mit dem Thema/Bereich umgegangen sind. Vergessen Sie nicht: wir tun alle ständig unser Bestes und unterlassen bestimmte Dinge in der Regel nicht, weil wir uns selber ärgern wollen, sondern weil es innere Gründe und Muster dafür gibt. Seien Sie während des Veränderungsprozesses Ihr eigener bester Freund und gehen Sie freundlich mit sich um.

Ihr Veränderungspotential – einen Vorgeschmack auf Ihre Zukunft bekommen

Nehmen Sie sich ein paar Momente Zeit und malen Sie sich aus, wie Ihr Leben wäre, wenn Sie das Thema bereits verändert hätten. Was würde sich konkret ändern? Wie würde sich das emotional anfühlen?

Als nächsten Schritt machen Sie sich noch einmal klar, welche Vorteile die gewünschte Veränderung für Sie hat. Nehmen Sie sich ruhig ein Blatt Papier und schreiben Sie die Vorteile auf.

Die Dynamik der Veränderung

Wenn wir etwas verändern bzw. uns als Mensch weiterentwickeln möchten, ist ein natürlicher Bestandteil dieses Prozesses, dass Hindernisse auftauchen. Das können sowohl innere wie auch äussere Hindernisse sein. Hier ein paar Beispiele für Hindernisse:

  • Es treten Zweifel auf: innere oder äußere, d.h. von anderen Menschen geäusserte
  • Wir erklären uns, dass das doch nichts bringt oder solche Äusserungen kommen aus unserer Umgebung
  • Wir verlieren das Ziel aus den Augen oder vergessen unser Vorhaben
  • Plötzliche Müdigkeit oder Unlust
  • Emotionale Krisen
  • Körperliches Unwohlsein bis hin zur Krankheit
  • Starkes Bedürfnis uns abzulenken, z.B. vermehrtes Fernsehen, Internetbesuch, um unser Ziel nicht weiterverfolgen zu müssen

Was tun, wenn Hindernisse auftauchen?

Wenn Hindernisse auftauchen, gibt es 2 Möglichkeiten, was das Hindernis uns sagen möchte. Variante a) bedeutet: Das Hindernis ist dafür da, um mich zu stärken - ich soll es als Sprungbrett benützen. Denken Sie an ein Flugzeug, das losfliegen möchte. Um losfliegen zu können, nimmt das Flugzeug erst einmal Fahrt auf. Damit es aber abheben kann, braucht es den Widerstand der Luft. Gäbe es den nicht, würde das Flugzeug am Boden bleiben.

Genauso können wir unsere Hindernisse betrachten: Akzeptieren Sie auftauchende Hindernisse als notwendigen Bestandteil Ihres Veränderungsprozesses. Letztendlich zeigen die Hindernisse Ihnen, dass Sie bereits in Bewegung sind, sonst würden sie gar nicht auftreten. Lassen Sie sich von den Hindernissen nicht beirren und machen Sie sich noch einmal klar, was Ihr Ziel ist. Sie könnten sogar die innere Haltung einnehmen: „Vielen Dank Hindernis, dass Du auftauchst. Du zeigst mir, dass sich schon etwas tut. Ich entschliesse mich, Deine Kraft jetzt für meine Veränderung zu nutzen.“

Und wenn es doch nicht so einfach alleine geht, holen Sie sich Unterstützung bei einem Coach oder Therapeuten Ihres Vertrauens.

Hier kommt Variante b): Geht es nicht darum, ein Hindernis als Sprungbrett zu benützen, will Ihnen Ihr Leben evt. zeigen, dass der Weg, den Sie gerade beschreiten, nicht der Richtige für Sie ist.

Jetzt fragen Sie sich vielleicht, welche Variante Ihr jeweiliges Hindernis, dem Sie begegnen, darstellt? Horchen Sie in sich hinein und fragen Sie Ihr Herz. Es liegt an uns zu erkennen und zu unterscheiden, welche der beiden Varianten zutrifft.

 

© 2013 text by Cordula Mezias. Das Copyright und die kommerzielle Nutzung des hier veröffentlichten Textes verbleiben bei der Autorin,  bild by Cordula Mezias